Erneuerbare Energie lokal produziert: Enzkreis & Masasi District
Shownotes
Jede Tonne CO2, die lokal eingespart wird, wird auch global vermieden. Kommunen weltweit können ihre Verantwortung in der Energiepolitik wahrnehmen und aktiv für einen gesunden Planeten eintreten. Dabei spielen die internationale Zusammenarbeit und die Bildung von Klimapartnerschaften eine entscheidende Rolle, um konkrete Schritte in Richtung einer grünen Zukunft zu gehen. Vor allem das gemeinsame Lernen und der Austausch von Expertise im Umgang mit dem Klimawandel stehen hier im Vordergrund. Angela Gewiese aus dem Enzkreis berichtet, wie der Landkreis mit seinem tansanischen Partner, dem Masasi District, zusammenarbeitet, um den Ausbau erneuerbarer Energien zu fördern.
Wir sprechen darüber: …warum Erneuerbare Energien eine zentrale Rolle in der Klimaschutzstrategie des Enzkreises spielen, …wie die Bevölkerung im Masasi District ihr eigenes Biogas herstellt, …und wie man nachhaltige Strukturen schafft, die langfristig Wirkung entfalten.
Weitere Infos zum Nachhaltigkeitsengagement des Enzkreis gibt es hier: https://www.enzkreis.de/Landkreis-Politik/Leitbild-eea-Agenda-2030/
Und das Projekt „Klimapartnerschaften“ der SKEW mit inhaltlicher und finanzieller Begleitung findet Ihr hier: https://skew.engagement-global.de/kommunale-klimapartnerschaften.html
Die SKEW fördert auch finanziell Klimaschutz- und Klimaanpassungsprojekte in Partnerkommunen im Globalen Süden: https://skew.engagement-global.de/foerderprogramm-fuer-kommunale-klimaschutz-und-klimaanpassungsprojekte.html
Der Podcast „Kommune bewegt Welt“ wird produziert von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) von Engagement Global im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Transkript anzeigen
Transkript Folge Enzkreis
Kommune bewegt Welt - der Podcast der SKEW
Andrea Gerhard
Und damit sage ich herzlich willkommen zu einer neuen Episode von Kommune bewegt Welt. Ihr habt wieder eingeschaltet und dafür verspreche ich euch eine informative und spannende Episode. Mein Name ist Andrea Gerhard und ich freue mich ganz besonders darauf, in diesem Podcast mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die sich mit ihrer Kommune für eine nachhaltigere und gerechtere Welt engagieren. Ob Klimaschutz, faire Lieferketten oder internationale Zusammenarbeit - Kommunen gehen hier ganz unterschiedliche Wege und nehmen uns im Podcast ein kleines Stückchen dabei mit. Und diese Episode dreht sich rund um das große Thema Energie und genauer gesagt um das Thema Erneuerbare Energien, Klimapartnerschaft und Nachhaltigkeit. Wir wollen heute erfahren, wie Kommunen globale Verantwortung übernehmen und sich entwicklungspolitisch engagieren können. Herzlich Willkommen bei Kommune bewegt Welt, Angela Gewiese. Sie ist Projektkoordinatorin für Klimapartnerschaften im Sachgebiet Klimaschutz im Amt für technische Dienste und Klimaschutz im Enzkreis, herzlich willkommen. Schön, dass du da bist, liebe Angela.
Angela Gewiese
Ja, ich danke auch für die Einladung. Ich freue mich hier mal so ein bisschen über unsere Partnerschaft und auf die Aktivitäten im Enzkreis berichten zu können. Ja, ich arbeite in dem Sachgebiet Klimaschutz, betreue selber im Rahmen der lokalen Agenda ehrenamtliche Arbeitsgruppen, bürgerschaftlich engagierte Menschen. Und über unsere Partnerschaften mit Tansania ist dieser Klimaschutz weiter in den Arbeitsfokus gekommen. Und deswegen bin ich als eigentlich als Umweltingenieurin froh, jetzt wieder im Bereich Klimaschutzarbeit arbeiten zu können.
Andrea Gerhard
Ich habe gedacht, für alle zur Orientierung ordne ich das hier einmal ein. Der Enzkreis liegt ja in der Region vom Nordschwarzwald im Bundesland Baden-Württemberg und beherbergt circa, ja kann man sagen, roundabout 200.000 Einwohnerinnen. Und zum Kennenlernen: Vielleicht kannst du uns einmal erzählen, mit welchen konkreten Klimaschutzthemen ihr euch im Enzkreis hauptsächlich befasst und welche Rolle dabei auch das Thema Erneuerbare Energie spielen?
Angela Gewiese
Vielleicht vorab kurz: Nicht jeder weiß immer die Unterschiede zwischen einer Stadtverwaltung und einer Kreisverwaltung. Ein Kreis ist ja eine Einheit, die zuständig ist für die Gemeinden und kleineren Kommunen in dem jeweiligen Kreis, und wir sorgen eben für Bereiche, wie Abfallwirtschaft oder die ganzen Sozialbereiche, für manche Kommunen dann halt auch das Baurechtsamt. Und ansonsten haben wir als Kreisverwaltung natürlich keine Bürgerinnen und Bürger, die wir betreuen können, wie das normalerweise eine Stadt oder eine Kommune hat. Und das heißt, alle unsere Aktivitäten beziehen sich auf diese Bereiche und so gibt es zum Beispiel im Enzkreis schon seit ein paar Jahren den Beschluss, bis 2040 klimaneutral zu sein, und eben das heißt, diese netto Treibhausgasemissionen auf 0 zu bringen. Ja, das ist sozusagen unser Richtungsschild, in dem wir wandern müssen und alle Maßnahmen, die wir jetzt erarbeiten, laufen darauf hinaus, eben klimaneutral zu werden.
Andrea Gerhard
Der Enzkreis hat ja die Partnerkommune in Tansania, im Masasi Distrikt, mit der ihr schon seit über 10 Jahren seit 2011, ich habe es eingangs erwähnt, eine Klimapatenschaft habt, und diese besteht, und in diesem Bereich ja auch viel zum Thema erneuerbare Energien arbeitet, unser heutiges Thema. Und die Klimapatenschaften, das einmal zur Einordnung, sind ein Programm der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt, bei dem Kommunen aus Deutschland und aus Ländern des Globalen Südens über zwei Jahre lang dabei begleitet werden, ein gemeinsames Handlungsprogramm zum Klimaschutz und Klimafolgenanpassung zu entwickeln und dann gemeinsam in diesem Themenbereich umzusetzen. Und ihr als Enzkreis wart ja direkt in der allerersten Runde dabei. Wie ist es gelaufen? Wie habt ihr euch zusammengefunden und was habt ihr euch im Handlungsprogramm vorgenommen?
Angela Gewiese
Ja, wir wurden im Prinzip gefunden von dem Masasi Distrikt damals, und zwar hat Anfang 2011 ein Mitarbeiter der GIZ in der Verwaltung von Masasi gearbeitet und der hat eine Anfrage beim Deutschen Landkreistag gestellt, ob nicht vielleicht ein deutscher Landkreis Interesse hätte, da eine Partnerschaft aufzubauen. Zu dem Zeitpunkt war unser Landrat im Vorstand und hat gesagt, ja okay, laden wir sie doch mal ein. Und so wurden ein paar leitende Mitarbeiter, also Planning Officer, Treasurer, Education Officer eingeladen in den Enzkreis, haben sich hier über alles Mögliche im Enzkreis informiert, und fanden natürlich diese erneuerbaren Energien einfach toll. Also das war so eine Botschaft, sowas brauchen wir auch. Photovoltaik ist natürlich das, was wir zur Stromerzeugung brauchen. Und das war im September 2011 und im Oktober war Startphase für die kommunalen Klimapartnerschaften der Servicestelle Kommunen in Einer Welt. Ich bin damals mit einer Kollegin, dann nach Bonn erst gefahren zur deutschen Auftaktveranstaltung und dann anschließend schon einen Monat später, bin ich mit einer Fraktionsvorsitzenden, damals der Grünen, und mit dem stellvertretenden Fraktionssprecher der SPD, nach Tansania zur Auftaktveranstaltung gefahren. Und so haben wir uns einfach da in Daressalam getroffen und dann in den tatsächlich in den nächsten 2 Jahren in der betreuten Phase ein gemeinsames Handlungsprogramm aufgebaut.
Andrea Gerhard
Total spannend und der Beweis eindeutig dafür, dass eine Kreisverwaltung sehr kurzfristig doch agieren kann.
Angela Gewiese
Ja, stimmt.
Andrea Gehard
...und nicht alles Jahre dauert. Kannst du dich noch erinnern, was ihr euch da bei dem Handlungsprogramm vorgenommen habt, zwei, drei Beispiele uns geben?
Angela Gewiese
Also für die Kollegen aus Tansania war es eben ganz wichtig, diese erneuerbaren Energien, die Stromversorgung ist auch heute immer noch nicht wirklich täglich gegeben. Also dieses Thema stand auf jeden Fall im Fokus für uns. Wir wollten ja natürlich nicht nur eine einseitige Sache haben, sondern dann kam auch die Idee: Was können wir denn machen, um den globalen Süden zu unterstützen? Und da war stand für uns die das Thema Fairer Handel ganz oben auf der Agenda. Für Masasi war wichtig das Thema Bildung und Gesundheitsversorgung. Und das sind eigentlich auch heute noch immer unsere Hauptschwerpunkte, ja, Einsatz erneuerbarer Energien, Zusammenarbeit im Rahmen von der Klinikpartnerschaft und eben Schulbildung.
Andrea Gerhard
Und da hast du gerade für mich das richtige Stichwort gesagt, weil ich weiß natürlich, dass es da zwei ganz gute Projekte gibt. Lass uns doch mal mit dem Krankenhaus Projekt starten. Was genau habt ihr da gemacht und wie hat sich das entwickelt?
Angela Gewiese
Eigentlich sollte man nur ein Projekt, aber wir haben zwei beantragt. Das war einmal der Bau von Biogasanlagen, kleine Biogasanlagen, und der Bau von einer Photovoltaikanlage auf dem Mkomaindo Krankenhaus in Masasi, das ist das Distriktkrankenhaus, das zu dem Zeitpunkt größte Krankenhaus, auch das einzige, was für die Bevölkerung nutzbar war? Das heißt, Ziel war es, dieses Krankenhaus zu unterstützen und gerade die Neugeborenenstation, um da eine Photovoltaikanlage zu erreichen, wenn Strom ausfällt, dass eben die Wärmebettchen, die Beatmung für die Neugeborenen zur Verfügung stehen.
Andrea Gerhard
Und dann gab es da auch ein Rollout, oder? Ihr habt das auf, soweit ich weiß, mindestens 27 weitere Gesundheitsstationen im Distrikt ausgebaut mit den Solaranlagen?
Angela Gewiese
Das sind für ganz kleine Gesundheitsstationen, wo entweder eine Schwester oder eine Hebamme oder manchmal halt auch ein Arzt ist. Aber im Normalfall sind es nur Pflegepersonal und Hebammen. Und tatsächlich, an diesen kleinen Stationen, die im gesamten Distrikt und auch im Großraum der Stadt verteilt sind, finden die meisten Geburten statt. Das heißt, Geburten in der Nacht heißt dann, die Hebamme sitzt mit Taschenlampe, Kerosin-Lampe oder Handy, Licht oder sowas da, um die Schwangere zu unterstützen. Und aus diesem Grund war die Elektrifizierung dieser kleinen Einheiten Wunsch. Das heißt also, da wurden auch wirklich nur ganz kleine Solaranlagen, das sind meistens nur zwei, drei Paneele, und dann kam entsprechend der Batteriespeicher natürlich dazu, damit wir in der Nacht auch Strom haben, dort installiert. Und zusätzlich, immer auf Anraten unseres Projektpartners, das ist eine NGO aus Daressalam, die nennt sich Tansania Reneable Energy Association. Wir sollen nicht nur die Gebäude, die Gesundheitsstationen, sondern auch die Gebäude der Mitarbeiter mit Solartechnik ausstatten. Das heißt also, die wohnen da in Gebäuden, die Ihnen zur Verfügung gestellt werden. Und die haben dann auch gleich ein kleines Modul aufs Dach bekommen, eine Batterie, sodass ein Stück weit Luxus in das Leben dieser Hebammen und Schwestern kommt, dass sie einfach zuverlässig Strom haben und jetzt einfach ihr Handy laden können und Laptop anschließen oder mal abends einen Film gucken. Die Versorgung mit Personal ist auch nicht so toll im Süden Tansanias. Und das sollte einfach die Attraktivität dieser kleinen Standorte erhöhen.
Andrea Gerhard
Wow, also Hut ab, das hat ja dann schon richtig viel Wirkung gezeigt. Ich kann das auch von meiner eigenen Reise durch Tansania bestätigen, dass ich auch damals diese, ja, Betroffenheit von Powercuts immer und wirklich auch überall erlebt habe, von Flughäfen bis zu Restaurants und wo man dann halt noch so unterwegs ist, und von daher habt ihr einen großen Schritt nach vorne gemacht. Die Biogasanlagen - was hat es mit dem Projekt auf sich? Wie habt ihr das umgesetzt? Was war da euer Ziel?
Angela Gewiese
In Tansania gab es, oder weiß ich nicht, ob es immer noch gib, das Bio Gas Program, dass eben kleine Biogasanlagen gebaut werden, da gibt es auch Firmen, die die errichten. Da gibt es welche, die die aus Kunststofftanks im Boden versenkt werden und dann die Variante mit gemauerten Anlagen. Das heißt, es wird ein Loch ausgehoben. Es wird eine Bodenplatte installiert und dann wird aus Ziegeln ein Dom gemauert. Also es wird richtig eine Kuppel gemacht. Man hat eine kleine Einrührebene, da wird dann der Dunk eingeschlemmt geht in diesen unterirdischen Dom und das ist ein natürlicher Vorgang, Kuhdung fängt dann an zu gären. Es gibt einen zweiten kleinen Dom, wo da noch eine Ausgärung ist. Und das alles ist so aufgebaut, dass das Material nach und nach dann wieder aus der Anlage rausfließt. Die sind wirklich nur, die Kleinen, die sind 13 Kubikmeter groß. Wir haben eine Größe mit 50 Kubikmeter bei einem Mädcheninternat errichtet. Und man braucht einfach im Prinzip nur Kühe. Der Dunk wird dort mit Wasser eingerührt und dann kommt es in den großen Dunk und am oberen Ende von dem Dom, ist letztendlich nur ein Verschluss Ventil mit einer Gasleitung, die direkt in die Küche führt und dann wird das entstehende Methan einfach abgezogen und in der Küche und dann kann man damit kochen. Da wurden 3 Anlagen von den Kleinen vor allem bei Kommissionsstationen gebaut, also dass sich Schwestern einfach drum gekümmert haben, weil die auch ihr eigenes Vieh haben, sehr verantwortungsvoll mit umging und wie gesagt, die größere Anlage an einem Mädcheninternat die Netwicka Secondary School. Es reicht nicht aus, um die ganze Küche mit Biogas zu betreiben. Aber immerhin ein großer Kochtopf. Ja, da sind jetzt mittlerweile 600 Schülerinnen, der wird dann halt mit Biogas betrieben, hat zumindestens die Kosten für den Holzeinkauf gesenkt. Und das Schöne ist, was dann aus der Biogasanlage dann wieder rausläuft, das ist ein hochwertiger Dünger. Also ursprünglich nur der reine Kuhdung, weil es einmal vergoren ist. Das heißt, es kann dann direkt auch auf die Beete gebracht werden, sodass sie also den Kuhdung weiterhin dann als Fermenter einsetzen können.
Andrea Gerhard
Sehr, sehr spannend. Und weil wir ja nicht nur über etwas reden möchten, sondern auch reingehen möchten, haben wir jetzt die erste Sprachnachricht, die uns aus dem Massai Distrikt zugespielt ist. Und da hören wir an der Stelle mal rein.
Kajuti Nyambi
Hallo, ich bin Kajuti Nyambi, Elektrotechniker, aber auch Partnerschaftskoordinator von Masasi. Die Stadt Masasi steht vor der Herausforderung, ausreichend Strom und Energie zur Verfügung zu stellen. Der fehlende Zugang zur Elektrizität wirkt sich negativ auf unsere Gesundheits- und Bildungseinrichtungen aus. Aus diesem Grund gab es den Vorschlag, eine Photovoltaikanlage zu installieren. Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung haben dann die Installation von Solaranlagen geplant und umgesetzt. Mit diesen konnten Gesundheitseinrichtungen mit Strom versorgt und dadurch Leben gerettet werden. In Schulen konnte das Bildungsniveau erhöht werden. Die internationale Zusammenarbeit zwischen Kommunen ist wichtig, um Erfahrungen und Technologien auszutauschen. Die Besuche in Deutschland waren sehr wichtig, um Neues über Umweltschutz und die Nutzung erneuerbarer Energien zu lernen. Das Ziel ist es, den Zugang zu erneuerbarer Energie zu vereinfachen und damit einen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels zu leisten. Zu den gesammelten Erfahrungen von Masasi zählt neben der Nutzung erneuerbarer Energien auch die bessere Integration von Jugendlichen und Frauen in den Arbeitsmarkt. Denn der Stadtverwaltung ist es gelungen, Jugendliche und Frauen in der Solarindustrie zu beschäftigen. Dazu wurden sie geschult und mit notwendigen Arbeitsmaterialien ausgestattet. Die von der Stadt Masasi ausgebildeten Personen bringen Einnahmen in umliegende Dörfer und nutzen die Solaranlagen zur Durchführung von Service und Ordnungsarbeiten. Die Stadtverwaltung von Masasi ist gerne bereit, ihre Erfahrungen mit anderen Kommunen zu teilen.
Andrea Gerhard
Ja, zurück hier zu dem Gespräch mit Angela. Wie ist das gerade bei Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien? Da ist ja viel technisches Know-How gefragt. Wie seid ihr diesen ganzen Austausch angegangen? Wie habt ihr diesen Wissensaustausch realisiert, um eben am Ende auch den Erfolg, den du uns so toll beschrieben hast, des Projektes sicherzustellen?
Angela Gewiese
Ja, also das Thema Photovoltaik. Ich bin selber Geschäftsführerin von dem Solarpark hier bei uns in der Gemeinde, das heißt, ich betreue schon seit langem Photovoltaikanlagen, weiß also wie die Technik funktioniert, was man wo, worauf man achten muss, wenn man die Anlagen baut und betreut. Und wie ich schon erwähnt hatte, haben wir ja im Kooperationspartner in Tansania. Ist TAREA, Tansania Reneable Energy Association. Und da der Techniker oder der Ingenieur vor Ort, hat in Deutschland Energietechnik studiert, das heißt, er kennt sich mit den Anlagen bestens aus, weiß wie die funktionieren. Und das ist ein sehr guter Austausch oder Ergänzung, weil er als Tansanier natürlich die Verhältnisse vor Ort kennt. Wenn wir als deutscher Projektingenieur dahin komme und eine Anlage baue: Oh Nordausrichtung, wir können doch keine Anlage nach dem Norden ausrichten. Ja klar, wir sind auf der Südhalbkugel. Das sind so Feinheiten, auch einfach Wissen, was vor Ort für eine Einstrahlung herrscht, das ist ja viel höher als wir hier in Europa, in Mitteleuropa haben. Was da an Sonneneinstrahlung auf die Module kommt, einfach auch das gemeinsame Wissen einerseits von uns, wie Anlagen gebaut werden, wie man es machen kann und andererseits das Know-How von Tansania. Da konnte man sehr gut zusammenarbeiten. Und der Doktor Martimbi, der seit Jahren das halt auch mit betreut, der arbeitet dann wiederum mit den Kollegen im Masasi zusammen, wenn es darum geht, die Ausschreibung zu machen, ist auch ein gegenseitiger Austausch. Also ich habe auch gelernt, was man berücksichtigen muss bei Ausschreibungen, was man da beachten muss, und wie dann die Verhandlungen sind, und das führen die Kollegen vor Ort denn sehr kompetent auch eigenständig durch.
Andrea Gerhard
Welche Rolle spielt in diesem ganzen Wissensaustausch das Thema von einem Umweltbildungszentrum?
Angela Gewiese
Das war ja eigentlich aus der Verbindung heraus, dass wir im letzten Projekt ja Schulen mit Solartechnik bestückt haben. Und wir ja auch die Schulen dann vorher schon mal vorbeigefahren sind und gefragt haben und wie das geht und da die Idee mal vorgestellt haben. Und die wurde von den Rektoren, von den Lehrern sehr positiv aufgenommen, weil wir, ah ja, ein Zentrum, wo wir uns dann informieren, wo wir mit den Schulklassen hinkommen, wo eben Personal dann auch zu uns in die Schulen kommen kann, sehr wichtig. Und unser Anspruch war dann auch zu zeigen, wie man halt auch n Gebäude bauen kann. Und da kommt dann jetzt wieder die Architektur mit ins Spiel. Das sollte jetzt nicht einfach aus den üblichen Betonsteinen, die da allgegenwärtig sind, und zu zeigen, es gibt Lehm. Lehm ist der klassische Baustoff, die kleinen Lehmhütten werden auch heute noch so gebaut. Und es gibt eine Möglichkeit aus 90 Prozent Leben mit 10 Prozent Zement eine Mischung herzustellen von Steinen, die dann luftgetrocknet sind, weil die trotzdem sehr stabil sind, vergleichbar eines gebrannten Ziegels. Und aus diesen, die nennt sich ISSB Blocks, Interlocking Stabilize Soil Blocks, wurde dieses Gebäude errichtet, ohne dass eine Klimaanlage reinkommt, dass man zeigt: Mit Lehm ist halt von sich aus und mit Luftlöchern in dem Gebäude drin. Die Temperaturen fallen da ja nie unter 15/16 grad, das ist ja schon das kälteste. Das heißt, Heizungen brauchen wir nicht, wir brauchen einfach immer nur Kühlung. Und ja, den Anspruch sollte dieses Gebäude mit erfüllen. Und auf die Art und Weise sind wir dann dazu gekommen, eben die Ideen, nicht nur Photovoltaik, sondern zu zeigen, wie funktioniert das? Das heißt, dieses Gebäude sollte eigentlich auch ein Stück weit energieautark sein. Es gibt eine Solarthermieanlage, die sehr selten ist, zu zeigen, wie kann man eigentlich Warmwasser produzieren? Man muss nicht Holz verbrennen, um warmes Wasser zu machen, man kann die Sonnenenergie nutzen, und das ist jetzt Ziel dieses Gebäudes. Und wir haben auch Personal vor Ort, um jetzt Kurse, Fortbildungskurse anzuwenden für Schüler, für Frauen. Gerade diese Nutzung von effizienten Öfen, ja, aber vielleicht auch Fortbildungskursen für Solartechniker, das sollte jetzt in diesem Zentrum dann hoffentlich demnächst alles starten.
Andrea Gerhard
Wir können ja mal so einen kleinen Rückblick vielleicht schon wagen, was die langfristige Wirkung der Projekte angeht. Kannst du uns da schon ja was berichten? Was hat sich da konkret verbessert?
Angela Gewiese
Was man, wenn man vor Ort ist, sieht, dass es die Photovoltaikanlagen, also die Solarmodule, als auch diese kleinen Wechselrichter und Batterien mittlerweile auf dem Markt im Masasi zu kaufen gibt. Es gibt da Elektriker, es gibt Firmen, die das herstellen. Und jeder kann sich das kaufen und durch die vielen Techniker, die wir dort haben, ausgebildet haben, gibt es auch einfach Fachleute, die dann helfen. Die also, die haben ja gut einwöchige Ausbildung gehabt, waren Elektriker und haben dann zusätzlich einen Werkzeugkörper gekriegt, Messinstrumente, um tatsächlich sich ein kleines Business aufzubauen und Solaranlagen zu installieren. Und die sind eigentlich im ganzen Distrikt verteilt und in der Stadt. Da kann man auch mal die Telefonnummer mitnehmen und sagen: Oh, ich habe jetzt auch Geld, um mir so eine Anlage zu kaufen und man sieht halt immer mehr, dass auf diesen kleinen Häusern kleine Module drauf sind und oder dass der ein oder andere ein Modul vor der Tür stehen hat, und sagt, Okay hier kannst du dir dein Handy aufladen, diese Technik kommt einfach an. Und es zeigt sich, dass die Photovoltaik für diese Region einfach gemacht ist. Was man, hoffe ich zumindest, ich habe jetzt noch nie Daten gelesen, aber durch die Verstromung der kleinen Gesundheitsstation gehe ich mal davon aus, dass eben die Geburtensterblichkeit vielleicht tatsächlich geringer wird. Was wir auch gesehen haben, wir haben diese Fortbildungskurse zusammen mit dem Folk Development College, das ist die lokale Berufsschule, im Masasi durchgeführt. Und die Direktorin war von dem Ausbildungskurs, den wir 2022 dort abgehalten haben, so positiv beeindruckt, dass sie darum gebeten hat, ob wir sie nicht unterstützen können, dass sie tatsächlich dies als Ausbildungslehrgang an ihre Berufsschule kriegt. Also da wurden schon Elektriker ausgebildet. Aber die, wir haben jetzt auch im Rahmen dieses Projektes noch mal zusätzlich dieses Solarequipment, kleine Möglichkeiten, um eben Solarteure richtig fachgerecht auszubilden, sodass also da hoffentlich immer mehr dann diese Ausbildung machen und dann Fachleute in Tansania zur Verfügung stehen, die das wirklich gelernt haben.
Andrea Gerhard
In der Entwicklungszusammenarbeit geht es ja auch vor allem um beidseitiges Lernen. Jetzt haben wir viel aus Tansania gehört. Aber was nimmt denn der Enzkreis mit aus den gemeinsamen Projekten zum Thema Erneuerbare Energien?
Angela Gewiese
Was ich so mitnehme, ist eigentlich die ganze Schiene, weniger die Anlagentechnik, wo wir eher im Know-How-Austausch sind, sondern vielmehr diese Schiene der Nachhaltigkeit, dass man sieht, wie leben Menschen im Globalen Süden, dass man das Gefühl dafür kriegt, dass man das notwendig hat. Ich sag immer, das ist eigentlich ein Ergebnis unserer Klimapartnerschaft und unserer Partnerschaft. Wir haben ja 2020, dann, aus der Klimapartnerschaft ist dann ne kommunale Partnerschaft geworden mit dem Distrikt und mit der Stadtverwaltung von Masasi und die ist im Sinne der Agenda 2030 formuliert worden.
Andrea Gerhard
Jetzt habe ich gehört, dass es auch einen Partnerschaftsverein gibt. Was hat es denn damit auf sich? Und wie unterstützt der die ganze Zusammenarbeit?
Angela Gewiese
Ja, ausgehend von unserer ersten Agenda Gruppe, die sich hier im Kreis gebildet hat, als das 2011 losging, war dann die Frage, ja, keiner hat Erfahrung mit Afrika, mit Tansania. Wie können wir denn eigentlich Erfahrung, Kompetenz uns holen? Und da ich ja ehrenamtliche Arbeitsgruppen leite und unterstütze, habe ich eine Anfrage gestellt über die Presse tatsächlich, wer Interesse hätte bei einer Arbeitsgruppe für Tansania mitzuarbeiten. Und das heißt also, da kam wirklich Kompetenz dazu. Und wie man, auch so ein bisschen die Mentalität wurde auf die Art und Weise gemacht. Unser einer Kreisrat, der hat als Arzt seine Famulatur im Süden Tansanias gemacht. Also da sind so persönliche Beziehungen, die das Ganze, die auch ein Stück weit die Partnerschaft tragen. Das ist nicht nur eine Kreispartnerschaft, da sind auch die Bewohnerinnen und Bewohner vom Enzkreis mit dabei. Und die engagieren sich dabei für diese Partnerschaft.
Andrea Gerhard
Ja, das ist natürlich vorbildlich, um alle einfach da an einen Tisch auch zu kriegen. Und dass alle wirklich miteinander reden, das finde ich toll, also wirklich eine durch und durch finde ich sehr erfolgreiche Umsetzung, wenn ich dem Ganzen hier so zuhören durfte. Ist wirklich sehr inspirierend. Angela, vielleicht, um den Versuch zu starten, alles noch mal auf einen Punkt zu bekommen: Was würdest du sagen, warum die internationale Zusammenarbeit, gerade zum Thema der Erneuerbaren Energien, so entscheidend ist? Gibt es etwas, was du den anderen Kommunen, den anderen Verwaltungen, zum Abschluss noch mitgeben möchtest?
Angela Gewiese
Erneuerbare Energien, es wird ja immer mal wieder kritisch hier bei uns, gerade bei der Photovoltaik gesehen, dass sie gar nicht so ertragreich ist und man viel investiert. Ich kann nur sagen, gerade in Regionen rund um den Äquator, in den Afrika, aber wahrscheinlich auch, dann in Asien und Lateinamerika, ist es einfach, die Sondereinstrahlung so hoch und da kann man, da hat man so eine sehr viel höhere Ausbeute mit den gleichen Modulen, dass einfach die Möglichkeit Einsatz von erneuerbaren Energien, das ist einfach die Möglichkeit, um den Menschen nicht nur Strom zu bringen, das ist ja auch ein Stück weit Luxus vor Ort, den Strom zu nutzen, Licht zu haben. Es ist was gegen Gefährdung, wenn Licht ist, also in den Hauptstraßen dort, es gibt keine Straßenlampen also, das ist ein seltsames Gefühl, nachts unterwegs zu sein. Und nachts heißt es ab 7 Uhr abends, weil jeden Tag geht die Sonne zur gleichen Zeit ungefähr unter, und das heißt, dass all dieses lässt sich durch Photovoltaik erreichen, und die haben so eine hohe Ausbeute, da ist einfach DIE Energie für Afrika.
Andrea Gerhard
Super, vielen, vielen Dank hier, dass du uns heute Rede und Antwort gestanden hast. Das war Angela Gewiese, Projektkoordinatorin für Klimapatenschaften im Sachgebiet Klimaschutz im Amt für Technische Dienste und Klimaschutz aus dem Enzkreis. Danke dir. Und ja, an der Stelle hoffe ich, dass wir uns an einer anderen Gelegenheit zu neuen Themen, neuen Projekten, die ihr weiter vorantreibt, nochmal wieder sprechen. Aber erstmal Hut ab und Gratulation für euer tolles Engagement.
Angela Gewiese
Vielen Dank für das Gespräch. Es hat mir viel Spaß gemacht.
Andrea Gerhard
Der Podcast Kommune bewegt Welt wird produziert von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt von Engagement Global und im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Neuer Kommentar